Tourenbericht Stubaier Alpen in Tirol 2021

 
Eigentlich sollten es diesmal die Dolomiten werden; doch Unsicherheiten mit der Bahn ließen uns umdisponieren. So wurden es - ganz klassisch – die Stubaier Alpen in Tirol. Und sie waren kein Ersatzprogramm, eher im Gegenteil!
Nur 6 Personen trafen sich um kurz nach 6 Uhr am Mindener Bahnhof, und zwar Lu, Monika, Anne, Brigitte, Joachim und Lothar. Letzterer schreibt auch wieder diesen Bericht. Rolf und Jörg waren zu dieser Zeit bereits unterwegs, und erwähnen möchte ich noch Insa und Angelika, die aus persönlichen Gründen kurzfristig absagen mussten.

Die Dortmunder Hütte im Ort Kühtai ist unser vorläufiges Ziel in 1.948 m Höhe, und sie ist gleich in zweifacher Hinsicht eine Besonderheit. Erstens hält unser Linienbus von Innsbruck direkt vor der Hütte. Wir müssen nicht mehr klettern und sind gleich am Ziel. Sie wurde 1932 erbaut und vor zwei Jahren gründlich renoviert und modernisiert. Und darin begründet ist die zweite Besonderheit zu finden: Die Hütte hat eher den Charakter eines Hotels.
Auf unseren 4-Bett-Zimmenr verfügt jedes Bett über eine Steckdose und ein Licht am Kopfende. Ausreichend Schrankkapazität ist vorhanden und sogar ein eigenes Bad mit WC und Dusche. Dass auch hier die Corona-Schutzregeln beachtet werden müssen, versteht sich von selbst.

Wettermäßig haben wir uns nicht die beste Woche ausgesucht. Den Abmarsch zu unserer ersten Tour am Sonntag verschieben wir auf die Mittagszeit und wandern dann hinauf zum Speicher Finstertal auf etwa 2.300 m. Einen ersten Gipfel, die Vordere Mut – 2.398 m -, bezwingen wir auch, bevor wir die Drei-Seen-Hütte erreichen.

Am nächsten Tag bereits die Verlegung zur Neuen Bielefelder Hütte. Wir wandern auf dem Knappenweg durch das Wörgetal und erreichen unterwegs das Knappenhaus am Pochersee. Wir können nachvollziehen, unter welchen schwierigen Bedingungen vor etwa 350 Jahren Bergbau betrieben wurde.
Zum Wetterkreuzkogel – 2.587 m – müssen wir recht steil nach oben. Das Gipfelkreuz liegt mit einem Panorama-Blick auf die Ötztaler Alpen direkt vor uns und ist im nächsten Moment von einer Wolke umschlungen. Von hier zur Neuen Bielefelder Hütte geht es nur noch bergab auf 2.112 m.
Wie der Name schon sagt, handelt es sich um die Neue Bielefelder Hütte. Sie wurde 1953/54 in Sichtweite zur Alten Bielefelder Hütte erbaut, nachdem diese 1951 durch eine Lawine zerstört worden war.
Die Bielefelder Hütte liegt etwas abseits der beliebten Wanderwege, hat nicht so viele Übernachtungsgäste, lebt mehr vom Tagestourismus. Hüttenwirt ist Werner Schoeps. Er sagt voller Stolz, dass seine Familie bereits seit 81 Jahre die Tradition der Hüttenwirt hier fortsetzt. Sein Großvater sei bereits Wirt auf der Alten Bielefelder gewesen.
Die Hüttenabende hier sind an Gemütlichkeit kaum zu übertreffen. Wir machen allerhand Gesellschaftsspiele und haben sehr viel Spaß dabei. Den Höhepunkt allerdings, den liefert Werner, der Hüttenwirt. In einer großen eisernen Pfanne serviert er einen Kaiserschmarrn, der wirklich keine Wünsche übriglässt. Mit Eiern habe er nicht gespart, etwa 20 Stück, dazu Früchte wie Pfirsiche, Maracuja, Johannisbeeren und mehrere Kugeln Speiseeis obendrauf. Acht kleine Gabeln steckten in der Pfanne und der Schmaus beginnt!

Am nächsten Morgen dann mit kleinem Gepäck zunächst zum Vorderen Roßkopf, 2.399 m. Ein anderer Wanderer erklärt sich bereit, uns auf dem Gipfel zu fotografieren.  Bereits 90 Minuten später erreichen wir den zweiten Gipfel, den Wetterkreuzkogel, 2.587 m, diesmal ohne Wolken und bei guter Sicht. Anschließend ein Abstecher zur Ruine der Alten Bielefelder Hütte und schließlich geht es zur Acherberg Alm auf 1.888 m herunter, einer Jausenstation. Die kleine Zwischenmahlzeit tut nach den Anstrengungen richtig gut.

Der nächste Tag ist wieder verregnet. Wir packen uns ringsherum wasserdicht ein, und wieder stapfen wir steil bergan Richtung Wetterkreuzkogel. Unterwegs biegen wir aber ab und gelangen dann auf die Balbach Alm, eine Almwirtschaft mit einem modernen Gastronomiebetrieb. Besonders beliebt sind die süßen Jausengerichte, wie Apfelstrudel mit Vanillesauce oder Sahne.

Am Donnerstag geht es bereits zurück zur Dortmunder Hütte. Bis zum Wetterkreuzkogel gehen wir gemeinsam. Ab hier folgen unsere Damen dem gleichen Weg, den wir gekommen waren, durch das Wörgetal. Wir Männer wählen den über die Mittertaler Scharte. Er beginnt ganz harmlos über eine grüne Wiese, aber schon bald wird es steil, sogar sehr steil, und der teilweise ausgesetzte Weg ist manchmal mit Ketten gesichert. Talwärts geht es steil bergab; hier darf sich niemand einen Fehltritt leisten. Wir erleben auch ein Schneefeld und beglückwünschen uns schließlich in 2.631 m Höhe.
Lohn der Mühe ist ein Blick in das Längental tief unter uns. Ans Ende, am Speicher Längental, da müssen wir hin. Unter uns liegen kleine Seen. Sie werden größer, je weiter wir absteigen, bis sie schließlich über uns liegen.
Schwierigkeiten gibt es, als unser Weg einen Gebirgsbach kreuzt. Der Unterzeichner zieht sogar Schuhe und Strümpfe aus und watet durch das gerade geschmolzene, eiskalte Wasser. Zwei Glücksgefühle am anderen Ufer: Dass es geschafft ist und dass das Gefühl so allmählich in die Füße zurückkehrt.

Für den letzten Tag ist endlich gutes Wetter vorausgesagt. Von der Dortmunder Hütte aus haben wir mehrere Möglichkeiten für eine Gipfelbesteigung. Wir entscheiden uns für den Pirchkogel, 2.828 m hoch.
Es geht zunächst über Weiden und Wiesen, vorbei an Kühen, Schafen und Pferden, und nach einer guten Stunde und einer kleinen Rast wird es anstrengender.
Die Unterhaltungen verstummen, jeder atmet hörbar, aber niemand lässt nach. Immer höher kommen wir, teilweise müssen wir mit Unterstützung der Hände vorwärtskommen, teilweise sind die ausgesetzten Wege mit Drahtseilen gesichert. Die Freude ist groß, als wir uns, ganz oben angekommen, gegenseitig beglückwünschen. „Berg Heil“ ist die gängige Grußformel unter Bergsteigern und -wanderern im deutschsprachigen Raum. Die Sicht ist gut, das sich darbietende Panorama lässt die Mühen vergessen und es erzeugt ein Glücksgefühl. Hier oben verweilen wir und genießen den Augenblick.
Das gute Wetter veranlasst genau die Hälfte unserer Gruppe beim Abstieg eine Abkühlung in einem Bergsee zu suchen, allerdings nur ganz kurz.

Ja, es war eine wirklich schöne Woche. Das Wetter konnten wir uns nicht aussuchen, aber die Hütten. Diese waren zwar grundverschieden und beide doch wirklich gut. Auch die Unternehmungen, außerhalb und auch innerhalb der Hütten, haben allen gefallen.
Dafür unser Dank an den, der alles organisiert hat, unseren Wanderleiter Lu.!

Lothar Melchin

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