Familienhüttentour Kleinwalsertal 2021

Schneeballschlacht im Sommer – unsere erste Familienhüttentour

 
Eigentlich war es eher ein spontaner Entschluss: Wir planten eine Zweitages-Hüttentour mit den Kindern in den Alpen und kurzerhand wurden daraus vier. Zu verdanken haben wir dies einem Wanderführer, den wir in Oberstdorf entdeckten, und kamen zu dem Schluss: Das schaffen wir!
Etwas Planung bedurfte es trotzdem, aber dann ging es los.

Unsere Route führt uns von der Kanzelwand Bergstation (1949m) zur Fidererpasshütte (2070m), von dort aus zur Mindelheimer Hütte (2058m), auf der wir zwei Tage bleiben, und abschließend steigen wir nach Mittelberg wieder ab.
Zuvor hatte es ein paar Tage geregnet, aber jetzt erwartet uns an der Kanzelwand Bergstation strahlender Sonnenschein. Das Panorama ist hier oben schon beeindruckend und in der Ferne entdecken wir das erste Schneefeld, an dem uns der zunächst gemächliche Weg vorbeiführt. Unsere siebenjährigen Zwillinge sind begeistert: Schnee im Sommer! Klatsch, schon trifft ein gut platzierter Schneeball Papas Nacken.

Ein guter Teil des ersten Wegabschnitts hinunter zur Außerkuhgehrenalpe ist extrem matschig und rutschig. Mit der Zeit wird der Weg immer anstrengender und die Umgebung schroffer. Auf der Fidererpasshütte angekommen, erwarten uns in einer Felskulisse ein toller Ausblick und wieder einige Schneefelder. Begeistert beziehen die Mädels das Matratzenlager. Wir übernachten im Winterquartier, das heißt Schuhe an und raus, um auf die Toilette zu gehen, und Zähneputzen im Freien. Das Abenteuer hat begonnen.

Der Weg auf dem Krumbacher Höhenweg zur Mindelheimer Hütte beginnt am nächsten Tag mit der Querung eines steilen Geröllfeldes. Da kann einem schon mal mulmig werden, vor allem, weil es immer wieder von Schneefeldern durchzogen ist und wir entlang des Abhangs wandern. Man passiert den Fidererpass mit einer kurzen Seilsicherung und läuft dann lange durch eine wunderschöne Felsenlandschaft, gesäumt von Alpenblumen. Die Mindelheimer Hütte ist einladend, es ergeben sich viele interessante Gespräche und wir sind irgendwie so völlig raus und trotzdem als Familie ganz bei uns.

Wir haben einen weiteren Tag auf der Mindelheimer Hütte eingeplant. Schon am Morgen machen uns Mitwanderer auf die ersten Steinböcke aufmerksam, von denen wir an diesem Tag noch einige entdecken werden. In der Nähe liegen der Kemptner Kopf und das Walser Geißhorn. Außerdem sind wir zu dem Zeitpunkt noch nicht sicher, wohin wir absteigen wollen und erkunden die verschiedenen Möglichkeiten. Dies stellt sich am Folgetag als sinnvoll heraus, denn beim Anstieg zum Sattel gibt es ein paar knifflige Stellen, die wir nun schon kennen und auch mit den schweren Rucksäcken gut bewältigen können. Da wir es zuvor nicht bis auf den Gipfel des Walser Geißhorns (2366m) geschafft hatten, holen wir dies nun nach und werden mit einem atemberaubenden Ausblick belohnt. Die Umgebung erscheint fast schon unwirklich. So weit oben waren die Kinder noch nie. Schnell ins Gipfelbuch eingetragen und dann geht es über teils sehr steinige Bergpfade immer weiter ins Tal. 1100 Höhenmeter müssen wir wieder hinab, bis wir in Mittelberg ankommen. Der Weg ist vielfältig und schön, auf die Felsenlandschaft folgen weiter unten bald kleine Bäche und Wasserfälle. Unsere Pause auf der oberen Gemstelhütte passt irgendwie so gar nicht in das zuvor Erlebte. Plötzlich sind wir in der Zivilisation und dem Alltag wieder so nah. Die Mädels scheinen das ebenfalls zu spüren. “Das ist hier unten eine andere Welt.“, meint Edda. Beide sind müde, aber trotzdem voller Elan, denn der Weg bleibt weiter spannend: kleine Serpentinen und Brücken, Wege am Drahtseil und Geröll. Lediglich der letzte Abschnitt über Forstwege zieht sich. Ein Glück, dass der Bus im Tal quasi direkt vor unserer Nase hält und uns zurück nach Riezlern bringt, wo unser Auto wartet. In den vier Tagen sind wir alle ein bisschen über uns hinausgewachsen: wir haben schwierige Stellen gemeistert und sind als Familie am Stück so viel gewandert wie nie zuv
or. Wir wissen nun, was wir den Mädchen zutrauen können und wurden mit so vielen Eindrücken, tollen Begegnungen und dem Wissen belohnt, dass dies nur ein Anfang war.

Roman, Jördis, Edda und Tilda

 

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