Wanderung Tauernhöhenweg 2019

Am 27. Juli 2019 bewegen sich 14 Mindener Bergfreunde Richtung Hohe Tauern und treffen am Abend in der Jugendherberge von Bad Gastein aufeinander. 6 Jugendliche und 8 „Alte“ sind in freudiger Erwartung, doch der Wetterbericht verspricht keine sonnige Aussicht. Trotzdem sind morgens alle 09:15 abmarschbereit zum Bus, der uns nach Sportgastein bringt. Der große Regen ist erst für den Nachmittag angesagt. Bei leichtem Nieselregen geht es in saftig grünen Wiesen schnell voran. Kühe stehen Spalier und läuten die Hüttentour ein. Nur das letzte Drittel unserer 1.Etappe geht sehr steil bergauf, doch die Jugend ist nicht zu bremsen und erobert nach 2 Stunden den Gipfel des Niedersachsenhauses. Eine schneeweiße Ziege begrüßt uns mit freudigem Gemecker. Noch schnell ein Blick ins Tal und schon ziehen dicke Wolken den Vorhang zu. Nacheinander trudeln alle Mindener ein und genießen die Wärme der Hütte. Der Regen bleibt die ganze Nacht stabil und bleibt uns auch am Morgen treu.

Als er gegen 10:00 Uhr etwas nachlässt, stehen auch unsere 14 Bergsteiger startklar auf der Terrasse. Gut motiviert geht es auf dem Pröllweg Richtung Duisburger Hütte. Den Anspruch dieser Route hatten wir im Vorfeld wohl etwas unterschätzt. Auf dem scharfen Grat arbeiten wir uns stetig voran. Das gelegentliche Fluchen ist nicht zu überhören und auch der Regen wird wieder stärker. Das hat er mit dem auffrischenden Wind gemein. Nach knapp 2 Stunden liegt der Grat hinter uns, ist es geschafft. Der nun folgende Abstieg zur Duisburger Hütte gleicht dann eher einem Spaziergang. Kaum kommen wir dort an, da reißt der Himmel auf und die Sonne grüßt uns aufs freundlichste. Am Dienstag, es ist bereits der 3.Tag auf dem Tauernhöhenweg, scheint die Sonne dann bis in den Nachmittag hinein. Wegen dieser Vorhersage ist der Start auf 09:00 Uhr angesetzt. Herrlich schlängelt sich der Weg hoch zur Feldsee-Scharte auf 2.712m. Ein phantastischer Ausblick ist der Mühe Lohn. Großer und Kleiner Ankogel grüßen in der Ferne von links, die Hochalmspitze rechts und vor uns Mallnitz, tief eingebettet im malerisch grünen Seebachtal.


Das heutige letzte Drittel der Etappe ist vom leichten Abstieg geprägt. Mehrere Schneefelder bieten Raum für eine Extralehrstunde. 2 Bergsteiger nehmen unfreiwillig Fahrt auf und lösen damit bei uns allen den nötigen Respekt aus. Gottseidank bleibt es bei kleineren Abschürfungen. Um 14:30 taucht aus den heranwabernden Wolken die Hagener Hütte auf, die wir wohlbehalten erreichen. Kurz darauf ergießt sich der angekündigte Regen. Wir genießen die Hütte!


Am 4. Tag teilen wir uns in 2 Gruppen auf, die 4 Gipfelstürmer und die 10 Genusswanderer. Erstere Gruppe besteht aus 3 Nottis und 1 Vitter und startet bei bestem Wanderwetter um 07:30 Uhr Richtung Mindener Hütte, wo sie ohne Gegenverkehr bereits zweieinhalb Stunden später eintreffen, um sich im Schoße dieses gemütlichen Bauwerkes auszuruhen. Highlights, wie das neue Dach oder die Toilette mit Ausblick, werden neugierig beäugt und für gut befunden. Eine Stunde später startet das Quartett den 2. Abschnitt zum Hannoverhaus. Währenddessen hat es die große Gruppe mit 10 Bergsteigern auch nicht mehr weit. Die Genusswanderer wollen das Erlebnis einer Übernachtung auf der Mindener Hütte nie wieder vergessen - gemeinsam Feuer machen, Kochen, Essen, Rotwein trinken, abseits jeglicher Zivilisation in 2428m Höhe. Unsere Gipfelstürmer, bereits 2 Stunden voraus, mobilisieren derweil alle Reserven und quälen sich die letzten Meter empor zum Hannoverhaus. Das ist heute wirklich anstrengend. Die freundliche Bedienung serviert große gekühlte Getränke, anschließend Topfenstrudel mit Vanillesoße, da kommen die Kräfte schnell wieder zurück. Schon gehen die Gedanken zur Planung des nächsten Tages. Das Ziel der Gipfelstürmer für den 5.Tag ist der Ankogel. Die Nacht im neuen, modernen Hannoverhaus bringt die ersehnte Erholung und so fällt der Start nicht schwer. Nur der Nebel und die Wolken machen sich ab 2.600m gegenseitig Konkurrenz. Weg und Markierungen sind zwar noch zu sehen, aber die Wettervorhersage ist nicht die allerbeste. Einer der Gipfelstürmer wird auch noch von zunehmenden Kopfschmerzen geplagt, da ist der Abbruch nach 2 Stunden Aufstieg nicht mehr zu vermeiden.


Derweil sind unsere Genusswanderer auch wieder „On Tour“, doch hier hat die Nacht ihre Spuren hinterlassen. War ein Lebensmittel verdorben? Wir können die Ursache nicht identifizieren, aber 3 Mitstreiter verspüren am 5.Tag nur wenig Genuss. Sie haben sich in der Nacht die Toilette geteilt und sind jetzt ziemlich entkräftet. Bei deren Aufstieg zum Hannoverhaus hilft am Ende noch die Ankogelbahn nach. Am Nachmittag des 5. Tages ist die Gruppe wieder vereint und das letzte Etappenziel -das Hannoverhaus- für alle erreicht.


Unsere Gespräche schweifen über die letzten Tage und ein klein wenig Wehmut bahnt sich seinen Raum. Morgen ist schon der Abstieg dran. Die Wolken reißen vereinzelt immer mal wieder auf und die Sonne erhellt unsere Gemüter. Ein Rotfuchs läuft über die Terrasse, er beäugt uns kurz durch die Panoramafenster um dann wieder in der Abenddämmerung zu verschwinden.
Mit der Ankogelbahn geht es am letzten Tag hinab nach Mallnitz. Von der Talstation aus begleitet uns der Seebach und nach seiner Mündung in den Mallnitzbach dieser dann direkt zum Bahnhof. Von dort bringt uns der berühmte Autozug durch den Tunnel direkt unter der Mindener Hütte hindurch auf die andere Bergseite. Ein letzter Fußmarsch von 90 Minuten schließt sich an und wir stehen wieder vor der Jugendherberge von Bad Gastein.

 

Gunnar Nottmeier