Ökologisch sinnvoll erfolgte die Anreise mit der Bahn. Um 7 Uhr starteten wir in Minden. Dagmar und Joachim stiegen separat zu. Ab Hannover saßen wir alle zusammen im ICE bis München. Mit Regionalbahnen und Bus ging es über Garmisch-Partenkirchen und Reutte nach Nesselwängle. Dort gab es für das Gepäck eine Materialseilbahn zur ersten Hütte, dem Gimpelhaus.
Wir, das waren Monika, Joachim, Silvia, Dagmar, Wanderleiter Lu und Friedrich, mussten ca. 500 Höhenmeter zu Fuß bewältigen. Wir bezogen ein schönes 6er Zimmer. Am nächsten Morgen starteten wir bei bestem Wetter zur Roten Flüh (2111 m). Der Weg hinauf war konditionell anstrengend und hatte eine seilversicherte Passage. Schon auf dem Rückweg, auf dem wir auch eine kleine Übung im „Geröllabfahren“ machten, drohte am Himmel Regen und Gewitter. Trotzdem machten wir aus Neugierde noch einen Umweg zur Tannheimer Hütte, die wegen Umbau noch geschlossen war. In der Nacht gab es viel Starkregen und Gewitter. Deshalb starteten wir am Montag erst später zur Lechaschauer Alm. Von dort hatten wir einen schönen Blick auf Reutte. Unterwegs sahen wir Wasserfälle und kamen an der montags geschlossenen Schneetalalm vorbei. Diese hatte aber überraschend einen gekühlten Verkaufsautomaten mit Wurst, Käse, Bier und sogar Sushi. Von der Lechaschauer Alm stiegen wir noch zum benachbarten Hahnenkamm (1940 m) auf. Nach unserer dritten Übernachtung im Gimpelhaus wanderten wir am Dienstag zur Otto-Mayr-Hütte. Dabei stiegen wir über das Sabachjoch (1860 m), ca. 600 m hoch, und dann wieder 700 m runter. Trotz wechselndem Wetter hatten wir eine schöne Wanderung und sahen mehrfach Gämsen. Neben der Otto-Mayr-Hütte haben wir noch den Alpengarten bei der nahegelegenen Füssener Hütte besucht. Die Schlafsituation im engen Matratzenlager war nicht sehr gut. 3 Lager über 3 Lagern. Lu bekam nachts eine Panikattacke und suchte sich einen Schlafplatz im Trockenraum. Nach schlechtem Schlaf aller hatten wir ein frühes Frühstück. Wegen etwas schlechterem Wetter starteten wir erst später zur großen Schlicke (2059 m). Es wurde noch eine tolle Wanderung, an der wir uns auf der Musauer Alm mit Kuchen verwöhnen ließen. Die Stimmung wurde nochmals besser, weil wir für uns auf der Otto-Mayr-Hütte ein anderes Zimmer mit 3 Etagenbetten und viel mehr Platz bekommen konnten.
Der Donnerstag startete mit Sonnenschein und dem Weg zum Schartschrofen (1968 m). Dabei gab es ein Negativerlebnis mit Happyend. Auf halbem Weg legte Joachim als Erleichterung seinen Rucksack im Gebüsch ab. Wir waren vom Originalweg abgekommen und kämpften uns durch einen Latschenkieferurwald zum Gipfel hoch. Beim Abstieg sind wir akribisch auf dem richtigen Weg bzw. Pfad geblieben. Joachims Rucksack war nicht mehr am Ablageort. Schaden…Horror. Das nächste Ziel war die Läuferspitze (1958 m). Dort gab es einen ausgesetzten Klettersteig. Eine ca. 5 m hohe senkrechte Wand mit Stahlseil musste überwunden werden. Das war die Schlüsselstelle des „schwarzen“ Wanderwegs.
Der Abstieg war weniger steil, aber auch dort waren Seile und Eisenstifte notwendig.
Der Abstieg führte uns an der Seilbahnstation Füssener Jöchl vorbei. Dort gab es auch eine Gastronomie. Und unverhofft wurde dort von einem abgegebenen Rucksack erzählt. Joachim hatte seinen Rucksack wieder. Was für eine Freude! Anschließend aßen wir auf der Füssener Hütte leckeren Kuchen. Nach Einkehr auf der Otto-Mayr-Hütte machten wir noch einen Abendspaziergang zum bekannten Alpengarten. Von einer kleineren Hütte in der Nähe hörten wir Musik. Neugierig war das unser Ziel. Eine betreute Gruppe von hochbegabten Schulkindern mit Migrationshintergrund hatte dort eine Ferienfreizeit. Wir musizierten einfach mit. Wir und die Kinder hatten Freude.
Nach der dritten Übernachtung auf der Otto-Mayr-Hütte starteten wir am Freitag am 8.30. Es war ein schöner Weg mit etwas Auf und Ab bis zur Bad Kissinger Hütte. Dort deponierten wir unsere Rucksäcke, um einen Abstecher zum Aggenstein (1968 m) zu unternehmen. Das war unser letzter Gipfel. Wir hatten danach einen Abstieg über den Pfad „böser Tritt“ zur letzten Übernachtung in der Hochalphütte (1788 m). Dort gab es die nette Chefin Sarah und einen nepalesischen Koch. Wir übten auf nepalesisch den Satz „Danke, das Essen war gut“. Der Koch schaute überrascht. Ob er uns verstanden hat, blieb uns unklar. Am letzten gemeinsamen Abend hatten wir eine ausgedehnte Abschlussrunde. Wir waren immer eine offene Gesprächsgemeinschaft, in der jeder jeden unterstützte.
Die langen Abende verbrachten wir z.T. mit anspruchsvollen Rätseln. Jeder konnte Begriffe (meist ein Doppelwort, wie z.B. Latschenschnaps) aufschreiben. Die Aufgaben, um diese Begriffe herauszufinden, waren jetzt so formuliert, dass man nicht direkt auf die Lösung kommen konnte, sondern nur mit: „um die Ecke denken“, so wie man das von den Rätseln in der Zeitung „Zeit“ vielleicht kennt. Da mussten wir schon ganz gehörig unser Gehirn anstrengen, bekamen aber auch viel Spaß dabei.
Am Samstagmorgen erfolgte der Abstieg zum Bahnhof Pfronten-Steinach. Wir mussten uns früh von Joachim trennen. Er benötigte einen früheren Zug. Unterwegs fanden wir auf dem Pfad ein hartgekochtes Frühstücksei. Wir übrigen fünf erinnerten uns sofort an Joachim: das Ei hatte Joachim verloren. Am Bahnhof hatten wir noch Zeit für ein Eis. In Augsburg mussten wir in einen ICE umsteigen. Dieser hatte bei der Einfahrt eine Stunde Verspätung. In Hannover erreichten wir dennoch pünktlich den Anschlusszug nach Minden.
Eine Reise ging zu Ende, es bleiben viele schöne Erinnerungen und der Dank an Lu für die Organisation und die immer gute Leitung der Gruppe. Das Wetter passte. Gerne wieder.
Friedrich