Voller Vorfreude auf sechs schöne Tourentage mit Gipfeln rund um den Achensee in Österreich, treffen wir uns in Pertisau (952 m) in einem gemütlichen Hotel, das für die ersten Tage unser Standort sein wird. Wir, das sind Dirk, der die Tour führt, Ariane, Sascha, Anne, Thomas und Sigrid.
Es ist alles im "grünen Bereich": Die Lawinenlage, die Stimmung in der Gruppe - aber laut Wetterbericht leider auch zunehmend "grün" im Tal. Mal schauen, ob wir immer die Schneeschuhe anschnallen können.
Der nächste Morgen empfängt uns noch mit ausreichend Schnee im Tal, frostigen -8 °C und strahlendem Sonnenschein.
Nach der Einweisung in die LVS-Geräte und natürlich dem Gruppencheck, geht es direkt vom Hotel aus los. Zunächst wandern wir über eine Wiese, bald geht es über Wege und Steige hinauf Richtung Feilkopf (1562m), unserem ersten Ziel. Die ersten Schritte sind ungewohnt, aber in dem einfachen Gelände finden wir uns alle schnell mit unseren "vergrößerten" Füßen zurecht.
Es ist schön, den Trubel der Loipen und Wanderwege im Tal hinter sich zu lassen und in den Bergwald aufzusteigen. Oben angekommen, genießen wir die Aussicht auf den Achensee. Der Gipfelbereich gleicht einem kleinen Plateau. Hier ist auch genug Schnee, um das in der Lawinenausbildung Gelernte in der Praxis zu üben: Finden und Retten eines Verschütteten! Wir suchen ... und finden das vergrabene Gerät. - Auf dass der Ernstfall nie eintritt! Du hast 15 Minuten Zeit, dann sinken Deine Überlebenschancen rapide. - Aber wieder zu den weniger dramatischen Gedanken. Auf dem Rückweg kehren wir in die Feilalm ein und lassen uns den Kuchen schmecken, bevor wir wieder ins Tal absteigen. Der erste schöne Schneeschuhtag geht zu Ende.
Die Touren der beiden nächsten Tage starten von Achenkirch aus, das wir dank Gästekarte kostenlos mit dem Bus erreichen. Wir besteigen das Küppal (1691 m) und die Hochplatte (1813 m). Im Gegensatz zur Eingehtour gilt es hier auch mal im tieferen Schnee im wegelosen Gelände unterwegs zu sein. Nicht alles ist schon gespurt, aber das macht das Unterwegssein mit Schneeschuhen ja auch aus. So haben wir neben der Anstrengung auch viel Freude daran, durch den unberührten Schnee zu stapfen.
Dann steht der Wechsel des "Basislagers" an: Wir fahren mit der Bahn auf zur Erurter Hütte (1834 m), wo wir für die nächsten drei Tage Quartier beziehen. Diese stehen unter anderen Vorzeichen: WWW = Wind, Weiß (Schnee) und Warnstufe.
Die geplante Tour auf die Seekarlspitze (2261 m) braucht drei Anläufe, aber wir haben ja auch drei Tage Zeit... Am Ankunftstag erwartet uns zwar ausreichend Schnee und strahlender Sonnenschein, aber auch ein so starker böiger Wind, dass wir fast alleine auf der Hütte und im Gelände sind. Der Skiliftbetrieb ist schon eingestellt. Wir machen uns auf den Weg, um das Gelände zu erkunden. Aber nach einigen heftigen Böen, die uns fast umwehen, ist klar, dass heute kein Gipfeltag ist. Dafür machen wir an sonniger, windgeschützter Stelle Rast und lernen einen neuen Begriff kennen: Den Tourensenf - Thomas hat doch tatsächlich eine große Tube im Rucksack "mitgeschleppt"... er mag ihn halt gerne.
Am zweiten Tag verheißt der Blick aus dem Fenster nichts Gutes. Viel Neuschnee, alles Weiß, kaum Sicht... es soll aber später Aufklaren. Da wir das Gelände von gestern kennen, machen wir uns auf den Weg. Schnell merken wir, wie anders die Landschaft weiß in weiß erscheint und wie schwierig die Orientierung werden kann. Wir kehren um zur Hütte - an schönes Wetter denkt heute niemand mehr. Wie so oft schon, belehrt uns der Berg eines Besseren. Kaum sind wir wieder in der Hütte und haben uns umgezogen, kommt der Umschwung. Blauer Himmel und kein Wind mehr! Für die Bergtour ist es zwar zu spät, aber wir haben einen schönen Nachmittag mit und ohne Schneeschuhen in Hüttennähe.
Für unseren letzten Tag stehen die Chancen gut. Der morgendliche Blick aus dem Fenster zeigt gutes Wetter und die Lawinenwarnstufe ist auch wieder im grünen Bereich. So geht es heute über die bekannten Punkte im Gelände hinaus und wir steigen zur Seekarlspitze auf. Es ist toll, durch diese Schneelandschaft am Berg unterwegs sein zu dürfen. Den Gipfel immer vor Augen, ziehen wir unsere Spuren hinauf. Wie schön, dass es noch geklappt hat und wir zusammen dieses Gipfelerlebnis haben!
Sigrid Bertelmann