Die erste Hüttentour - eine 3-Tagestour für Einsteiger*innen

Es sollte die erste Hüttentour werden für Sylke und Dirk. Ganz neu als Mitglieder im Alpenverein wagten sie sich mit Reinhard und mir in dieses Abenteuer. 
Nicht zu weit sollte der Weg sein und gut mit der Bahn zu erreichen. Die Wahl fiel auf das Karwendelgebirge, dessen mächtige Felsenwände mich auf Bildern sehr beeindruckt hatten. 
Die erste Nacht mieteten wir uns in einen Gasthof in Lenggries ein. Mit einem  
deftigen Haxenbraten für den einen, und Käsespätzle mit Salat für die anderen sammelten wir Kraft für die bevorstehende Wanderung. 
Am nächsten Morgen gelangten wir auf kurzem Wege zur Bushaltestelle, von wo aus wir Richtung Hinterriss fuhren. Unsere Haltestelle war direkt am Einstieg ins Johannesthal.  
Durch das breite, liebliche Tal wurden wir in moderater Steigung bergauf geleitet. Immer weiter entlang der neben uns steil aufsteigenden Felswände, über die grünen Wiesen des kleinen Ahornbodens hinauf, bis wir schließlich das Karwendelhaus - unterhalb der 
Birkkarspitze (2.749 m), dem höchsten Berg im Karwendel gelegen - erreichten. 
Das Karwendelhaus ist einer der wichtigsten Stützpunkte für Berg- und Mountainbiketouren im Karwendel. 
Gehzeit ca. 4 Stunden, 900 hm, 1765 Meter NN. 
Die Hütte war absolut überfüllt, was auch zu erwarten war, da sie besonders für Mountainbiker von Scharnitz aus auf bequemen Wirtschaftswegen gut zu erreichen ist.  
Es herrschte ein reges Treiben im Gastraum. Kälte und starker Wind hinderte uns daran, auf der Terrasse draußen Platz zu nehmen. So mussten wir zusammengepfercht mit vielen Menschen  
im Gastraum speisen.  
Glücklicherweise konnten wir zu viert in einem Zimmerlager übernachten, so war die erste Hüttenübernachtung für unsere Neueinsteiger keine allzu große Herausforderung.  
Weil ich diese Menschenmenge erwartet hatte, hatten wir uns schon im Vorfeld entschlossen, auf die Besteigung der Birkkarspitze zu verzichten und nur eine Übernachtung zu planen - eine gute Entscheidung, denn Schneefall am Vortag und vereiste Wege machten die Besteigung ohnehin unmöglich.  
Am nächsten Morgen zogen wir weiter Richtung Falkenhütte, unserem zweiten Ziel.  
Die Aussicht war wunderbar, aber leider begann es bald zu regnen, so dass wir den  
ganzen Weg zur Falkenhütte im Regen zurücklegten. 
Wir rasteten in Gesellschaft junger Kälber unter den mächtigen Bäumen am Kleinen Ahornboden, einem Naturschutzgebiet im Tal. 
Die Falkenhütte war nach wenigen Stunden erreicht.  
Spektakulär gelegen vor den Laliderer Wänden, wurde die unter Denkmalschutz stehende Hütte in den Jahren 2017 bis 2020 grundsaniert. Die Lage ist grandios und bietet atemberaubende Aussichten.  
Auf dieser Hütte wollten wir zwei Tage bleiben. Wir hatten es hier sehr komfortabel, denn durch unsere frühe Buchung haben wir Doppelzimmer ergattern können.  
Wenigstens einen Gipfel wollten wir erklimmen, der Mahnkopf war das  
auserwählte Ziel. Mit seinen knapp 2100 Metern sollte er nicht zu schwierig sein, und einen schönen Blick über das Karwendelgebirge bieten. 
Allerdings war das Wetter weiterhin schlecht und die Gipfel wolkenverhangen, so dass ein Ausblick nicht garantiert war. Also entschlossen wir uns kurzerhand an den Hängen der Laliderer Nordwand entlang nach Eng am bekannten Großen Ahornboden hinunterzulaufen.  
Der erste Teil des Weges bis hinauf zum Hohljoch führte durch gerölliges Gelände, direkt am Fuße der Laliderer Wände, was uns die beeindruckende Mächtigkeit dieser Felsen hautnah spüren ließ. 
Weiter über grüne Wiesen, auf denen Kühe grasten, ging es zu einem alpinen Pfad, der uns in einer Stunde zur Eng Alm hinunterführen sollte. Es war sehr rutschig und sehr steil, aber wir haben den Weg einigermaßen gut gemeistert.  
Anlässlich Sylkes Geburtstages wurde ein köstlicher Kaiserschmarrn in der Eng Alm spendiert.  
Der Rückweg war sehr anstrengend, da es auf steinigem und verwurzeltem Gelände stets steil bergauf ging. Mittlerweile zeigte sich auch die Sonne, und unter der Anstrengung kamen wir dann doch ziemlich ins Schwitzen. 
Wunderbare Aussichten, eine tolle Landschaft, die gewaltigen Wände immer im Blick und ein sehr schöner Weg waren der Lohn für unsere Mühen. 
Nach einem erquickenden Kaffee am Morgen, den Dirk uns tatsächlich ans Bett brachte - was für ein Hochgenuss! - führte unsere Strecke am letzten Wandertag durch das sehr reizvolle Laliderertal.  Vorbei an der Lalidersalm Niederleger (1527m) zwischen imposanten Bergen hindurch, immer entlang des Laliderer Baches bis hin zum Rißbach. Hier kühlten wir unsere müden Füße im erfrischenden Wasser.  
Am Ende des Weges angekommen, legten wir eine kurze Rast am Flussufer in der Sonne ein, während Sylke und Dirk sich in der Garberlalm bei Kaffee und Kuchen stärkten.  
Mit dem Bus fuhren wir wieder zurück durchs Rißtal nach Lenggries, um dort eine letzte Nacht zu verbringen. 
Nach einem vorzüglichen Frühstücksbuffet am nächsten Morgen fuhr unser Zug mit  
etwas Verspätung dann zurück nach Minden. 
Eine sehr schöne Wandertour mit beeindruckender Natur liegt hinter uns. 
Diese Tour ist eine wunderbare Einsteiger-Tour. Unbedingt frühzeitig buchen und darauf gefasst sein, dass die Hütten wahrscheinlich sehr voll sein werden. 
 
Astrid Schüler