Tourenbericht Faszination Dolomiten 2022

Tourenbericht 2022: Faszination Dolomiten

Ja, man glaubt es kaum: nachdem ich schon unzählige Hüttentouren durch die Alpen gemacht habe, sollte es für mich zum ersten Mal in die Dolomiten gehen. Zu dieser Tour ging es über Nacht von Minden per Bahn (klimaneutral!) nach Brixen, weiter mit Bus über Bruneck bis Colfosco.

Unser erstes Ziel war die wunderschön gelegene Pisciaduhütte am gleichnamigen See. Doch dieser 3,5-stündige Aufstieg durch das Mittagstal sollte uns schon einen Vorgeschmack auf die nächsten Tage geben, und so mancher aus unserer coronabedingt auf 8 Personen geschrumpften Gruppe kam körperlich an seine Grenzen! Doch gemeinsam und mit Unterstützung von Michael und Anke, die eigenständig von Meran zur Hütte gereist waren, haben alle diese erste Herausforderung gemeistert, und nach einem netten Hüttenabend war das ersehnte Ziel nur noch das Bett!

Gut ausgeruht sind wir am nächsten Morgen zum 1.Gipfelmarsch gestartet. Der Aufstieg mit vielen seilversicherten Abschnitten (die absolute Herausforderung an allen Tagen) zum Hausberg "Cima Pisciadu", 2985m, ermöglichte uns einen faszinierenden Einstieg in das Dolomitenmassiv mit toller Aussicht auf die Sellagruppe.

Der nächste Tagesausflug ging über die Boehütte zum Piz Boe, ein relativ leicht von allen Seiten zu besteigender Dreitausender (3152m) mit dem entsprechenden "Massenandrang", aber auch wunderschönem Weitblick über die Dolomiten hinaus.
Mit diesen Eindrücken ging es den nächsten Tag weiter: sehr steiler seilversicherten Abstieg zum Grödnerjoch und weiter auf dem Dolomitenhöhenweg zur Puezhütte. Zwischendurch auch Rast an einem glasklaren Bergsee zum Ein- und Abtauchen.
Nach Einquartierung, leckerem Essen und lustigem Beisammensein, planten wir für den folgenden Tag die nächste Gipfeltour: der Sass Songher, Hausberg von Corvara und Colfosco. Von der Hütte aus führte ein steiler Schotterweg bis fast ins Tal und genauso steil zum Gipfel. Der Rückweg als Rundweg zur Hütte war dann über leicht begrünte Hänge doch wesentlich angenehmer.

Letzte Station: die Regensburger Hütte. Über die Puezhochfläche sehr schöne Wanderung bis zur seilversicherten Sielles-Scharte. Nach der Kletterpassage dann der Abstieg über teils Schotter- und Geröllwege, später Wiesenwege bis zur Regensburger Hütte, die schon seit über 70 Jahre von der Familie Perathoner geführt wird und dementsprechend gemütlich ist. Eine sehr schön an der nördlichen Talseite des Grödnertals gelegene Hütte, Ausgangspunkt für viele Berg- und Klettertouren, sowie malerischer Ausblick auf die Geislerspitzen und den Schlern, die Seiser Alm, den Lang- und Plattkofel auf der gegenüberliegenden Seite.

Mit unserem letzten Aufstieg zum Piera Lingua (steiler Felszahn) und Rundweg über die Steviahütte hatten wir einen tollen Abschluss. Ein letzter gemeinsamer Abend... und schon ging es wieder ans Packen und mit relativ kurzem Abstieg nach St. Christina. Und von dort mit Bus, Bahn und vielen wundervollen Eindrücken zurück nach Minden.

Fazit: Eine sehr herausfordernde Tour, nicht aufgrund der Gehzeiten, sondern wegen den Gebirgsgegebenheiten mit vielen sehr steilen Passagen und langen Geröllquerungen. Trotzdem eine landschaftlich ungemein schöne Runde mit netten Wanderbegleiter/innen und lustigen Hüttenabenden. Absolut empfehlenswert!

Und ein großes Dankeschön an Lu Franzen, unserem Organisator und Wanderleiter, der die Tour toll vorbereitet hat und uns auch von seinem Wissen über die Dolomiten hat profitieren lassen!

Silvia Oberländer-Voss